Die aktuelle Version der Kindle Applikation von Amazon bietet einige Funktionalitäten, die zum Durcharbeiten von Literatur gedacht sind. Markierungen lassen sich einfärben und führen zu einer Zitatesammlung, wobei jedes Zitat lässt sich kommentieren lässt:
Das Problem mit diesem schönen Feature ist, dass Amazon es nicht offensichtlich macht, wie man hier Titel durcharbeitet, die man nicht auf Amazon erworben hat. Was somit nicht in der Kindle Applikation ist, das kann man mit dieser Praxis nicht bearbeiten (sofern man geneigt sein sollte sich die Kindle Applikation für diesen Zweck zu eigen zu machen).
Zwar erlaubt Kindle im begrenzten Maß einen Export der Notizen, dennoch aber steht man plötzlich vor dem Problem, dass man diese Informationen aus Kindle heraus bekommen muss, um damit sinnvoll weiterzuarbeiten. Nate Hoffelder hatte vor einiger Zeit mal die damaligen Möglichkeiten untersucht, wie man diese Notizen weiterverarbeiten könnte.
Ein Portrait und Interview mit dem Komponisten John Cage auf YouTube:
John Cage widmete dem Zufall und der Stille seine Musik. Cage komponierte, um eine Erfahrung zu machen, die eine grundlegende Veränderung implizierte. Der Berliner Merve Verlag macht sich dieses Prinzip seit über vierzig Jahren zu eigen. Wir trafen den Mitbegründer und Verleger Peter Gente im letzten Jahr in seiner Verlags-Wohnung. Ein Gespräch über Merve und Foucault.
Die »Digitale Gesellschaft« wird als das „neue Greenpeace des Internets“ gehandelt – und das obwohl sie erst heute online ging. Die „Digitale Gesellschaft“ will künftig netzpolitische Themen massenkompatibel machen und gegenüber der Politik vertreten. Wie genau, sagt Mitbegründer Markus Beckedahl im tagesschau.de-Interview.
Wer Twitter nicht aktiv benutzt, für den ist das Phänomen schwer zu fassen: Was soll so faszinierend daran sein, 140 Zeichen kurze Nachrichten darüber zu lesen, was andere gerade tun? Forscher aus Südkorea haben sich Twitter nun wissenschaftlich angenommen – und räumen dabei mit weit verbreiteten Mythen über das Medium auf. […]
Bei Twitter handelt es sich in erster Linie um ein Medium zur Verbreitung von Nachrichten, wie die Informatiker Haewoon Kwak, Changhyun Lee, Hosung Park und Sue Moon von der südkoreanischen Kaist-Universität in einer aktuellen Studie feststellen. Dazu haben sie 41,7 Millionen Twitter-User, 1,47 Milliarden Beziehungen und 106 Millionen Kurznachrichten auf dem Portal wissenschaftlich ausgewertet.
In den USA ist ein entscheidender Schritt gemacht worden das Prinzip der Netzneutralität zu schützen. Im Mobilfunkbereich wird gerade damit begonnen verschiedene Applikationen zu blockieren, weil deren Daten die bestehenden Geschäftsmodelle gefährden. Die US-Regierung stellt nun klar, dass diese Praktiken in absehbarer Zukunft nicht weiter gestattet sein sollen.
Hier zeigt sich, was passiert, wenn die Politik das Prinzip der Netzneutralität nicht gesetzlich verankert (wodurch entsprechende Klauseln in Verträgen unrechtmäßig würden): die im Prinzip zeitgemäße VOIP-Technik wird zu Gunsten einer alten aber lukrativeren Technik verbannt.
Chairman Genachowski proposed the addition of two new principles. The first would prevent Internet access providers from discriminating against particular Internet content or applications, while allowing for reasonable network management. The second principle would ensure that Internet access providers are transparent about the network management practices they implement. The Chairman also proposed clarifying that all six principles apply to all platforms that access the Internet.
Im Klartext: Man will Gesetze auf den Weg bringen, die eine Qualifizierung Daten verbietet – unabhängig von der Trägerinfrastruktur. Zudem müssen steuernde Eingriffe in die Datenströme für Kunden transparent gemacht werden.
Engadget berichtet, dass die beiden großen US-Mobilfunkanbieter AT&T und Verizon aber nun kritisieren, dass für Festnetz und Mobilfunk nicht die gleichen Regeln gelten können.
Grund hierfür ist, dass im Mobilfunkbereich die Frequenzen begrenzt sind – während die Festnetz-Infrastruktur theoretisch unbegrenzt wachsen kann. Die Absehbare Verknappung der infrastrukturellen Ressource muss — so die Anbieter — dazu führen, dass die Daten in diesen Netzen kontrolliert werden, damit bestimmte Services – wie z.B. die Sprachdienste – sichergestellt werden können.
Ob die FCC den Plan alle Infrastrukturen gleich zu behandeln ans Ziel kommen wird, das muss sich also erst noch zeigen.
Die ZEIT ist eine wirklich gute Zeitung – allerdings scheinbar nicht, wenn es um Internet-Themen geht. Es scheint zum feinen Ton zu gehören Hypes in den Niederungen des Internets erst einmal offensiv abwertend und kritisch gegenüber zu stehen und vor allem die Unsinnig- und Schwachsinnigkeiten mancher Trends hervorzuheben.
So beschwert sich der Journalist Jens Uehlecke per Glosse „Schluss mit dem Geschnatter“ über die Belanglosigkeiten auf Twitter – und verkennt worum es eigentlich geht. Schon sein Kollege Jochen Stahnke, war nicht in der Lage einfachste Zusammenhänge in der Diskussion über die Alternativen zum Copyright zu recherchieren.
Aber mal zu Twitter: Dies ist nicht „Bloggen für Arme“, sondern „SMS im Turbo-Modus“. SMS ist ein Dienst, der inzwischen eine Relevanz erreicht hat, die dem eigentlichen mobilen Telefonieren fast gleichkommt: der Grund ist, das die Synchronität – das gleichzeitige Sprechen – keine Bedingung mehr ist, um einfache Kommunikation zu realisieren.
Twitter potenziert genau dieses simple SMS-Prinzip der direkten asynchronen Kommunikation von einer 1-zu-1-Kommunikation in eine 1-zu-viele-Kommunikation. Noch fehlen in Twitter die Möglichkeiten Gruppen zu bilden und zu adressieren – aber solche Funktionen werden kommen. Gleichzeitig – und das ist sehr wesentlich um den Erfolg zu erklären – reduziert Twitter die Kosten, die bei SMS anfallen, erheblich. Ich habe aktuell 194 Follower (von denen ich etliche vielleicht gar nicht persönlich kenne) und wenn ich diesen 194 SMS schicken müßte, würde ich jedes Mal etliche Euros los. Viele Twitterer haben wesentlich mehr Verfolger – die Updates werden für die Autoren bei Twitter dadurch nicht teurer. Zudem – und auch das ist ein sehr wichtiger Unterschied – muss ich die Liste der Verfolger nicht selbst verwalten: es entsteht keine zusätzliche Arbeit für den Autor selbst, wenn es sehr grosse Empfängerlisten gibt.
Der einzige Haken ist derzeit noch, dass nicht alle Mobiltelefone automatisch Twitter-fähig sind, so dass man neuere internetfähige Telefone benötigt (es sei denn man verwendet kostenpflichtige Twitter/SMS-Gateways).
Ob ein Dienst Sinn macht ist keine Frage des Dienstes, sondern eine Frage der kulturellen Praxis, die sich an diesem Dienst entwickelt. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass zu Beginn erst einmal viel überflüssiges entsteht. Und hier ähnelt sich das Bloggen und das Twittern: Wer ständig Unsinn schreibt (in 140 Zeichen oder mehr ist ziemlich unwesentlich), der wird weniger gelesen.
Was denn Sinn der Inhalte anbelangt, so kann man für alle Kommunikationstechniken attestieren: Worüber man Belanglosigkeiten verbreiten kann, darüber kann man auch sinnvolles verbreiten. Auch das Web ist voller Belanglosigkeiten. Wer Inhalte kritisieren will sollte die Autoren angehen – nicht die Mittel, welche diese zur Verbreitung benutzen!
Und daher werde ich jedenfalls um Herrn Stahnke und Herrn Uehlecke beruhigt einen großen Bogen machen… und vielleicht irgendwann bedauern, dass die ZEIT im Bezug auf die gesellschaftliche Einordnung von Technologiethemen keine publizistische Relevanz mehr hat.
Das Fernsehen ist vor allem bei jungen Menschen am Ende seiner Möglichkeiten angekommen. Der Computer bietet ihnen die Möglichkeit, Bilderwelten interaktiv zu gestalten. So bekommen sie das Gefühl der Selbstwirksamkeit zurück, das ihnen beim Fernsehen fehlt. Dass man sich erst daran gewöhnen muss, nichts bewirken zu können, kann man gut bei kleinen Kindern beobachten: Sie rufen in den Fernseher hinein, weil sie hoffen, sie könnten die Handlung beeinflussen.
Im Interview finden sich weitere wichtige Gedanken zur medienpädagogischen Debatte.
Die Re:Publica’09 war leider dieses Jahr keine so überzeugende Veranstaltung – das ist nicht nur mein eigener Eindruck gewesen, sondern auch der von anderen, die dort waren. Zu wenig „smart“ waren die meisten Vorträge – und statt auf Qualität setzt man auf viele Themen – dem Ganzen fehlt am Ende, was das Motto „Shift happens“ vielleicht suggerieren sollte.
Allerdings gab es auch gute und wichtige Beiträge. Lawrence Lessig, Jimmy Wales, … die Amerikaner zeigen, dass sie den Diskurs nicht nur technologisch dominieren, sondern auch intellektuell. Mit Spannung klicke ich daher auf den FAZ-Link…
Herr Stahnke reagiert mit einer geradezu kindlich-trotzigen Arroganz auf das, was sich ihm verschlüsselt darstellt… und weil er nicht verstehen kann, was er nicht verstehen will, reiht sich in seinem Artikel auch ein Unsinn nach dem anderen.
Beispiel: Lawrence Lessig wird als „Verfechter eines Copyright-befreiten Internets“ auf der mit Creative Commons ein „Modell der freien Lizenz für Medienerzeugnisse“ gegründet habe. Und das wäre so – laut Stahnke – als würde man auch von Immobilienmaklern, Steuerberatern und Rechtsprofessoren verlangen, dass sie auf die Bezahlung ihrer Leistung verzichten.
Richtig ist:
1. Lessig ist gegen ein exklusives, übermäßig lange gültiges und alles betreffendes Copyright – und schlägt ergänzend (!) hierzu abgestufte Lizenzen vor, die weniger exklusiv sind und die bestimmte Nutzung pauschal erlauben. Das hat mit einem „Copyright-befreiten Internet“ herzlich wenig zu tun – mehr aber mit einer Entlastung kulturellen Schaffens von zwanghafter Überkommerzialisierung durch einige einfache Optionen für die Urheber
2. Creative Commons Lizenzen sind demgemäß also nicht „freie Lizenzen“, sondern sie erlauben eine Nutzung unter bestimmten Bedingungen
3. Rechtsprofessoren (und auch andere) erbringen nicht selten viele Leistungen unentgeltlich
4. Überhaupt sind Creative Commons Lizenzen erdacht worden als alternative Lizenzierung der Nutzung bestehender Werke – und sie haben nichts, aber auch gar nichts, mit den Regeln für die Honorierung von Dienstleistungen zu tun.
5. Zudem: Immobilienmakler, Steuerberater und Juristen erzeugen eher selten „geistiges Eigentum“, sondern nutzen lediglich ein Informationsgefälle aus (Vielleicht ist das ja ein Modell, welches Herrn Stahnke für den Journalismus vorschwebt…)
Jochen Stahnke resümiert:
Dass die Urheber von Gedanken, die nicht bezahlt und geschützt werden, bald keine Zeit und kein Geld mehr haben, diese zu denken, und dass eine Avantgarde, die über 140 Zeichen und den Horizont ihres Privatlebens nicht hinauskommt, kaum geeignet ist, die Weltöffentlichkeit aufzuklären – an diesen Widerspruch mochte Lessig aus Angst vor Veränderung keinen Gedanken verschwenden. Die Bloggerrepublik kreist weiter um den eigenen Bauchnabel und gefällt sich dabei, ihn für die Öffentlichkeit zu halten.
Die meisten Twitter-Nutzer – vor allem jene mit vielen Followern – zeigen nicht nur per Twitter Präsenz. Viele schreiben Blogs, Artikel, Konzepte, viele treten auf Panels auf, lassen ihr Wissen in Produktkonzepte und andere Diskurse einfließen – und setzen mit ihren Mitteln und ohne die Definitionsmacht einer Tages- oder Wochenzeitung im Rücken durchaus auch Impulse innerhalb dieser Diskurse.
Was also ist die „Weltöffentlichkeit“ eigentlich, die laut Herrn Stahnke, von den Bloggern und Twitterern nicht aufgeklärt wird? Der Öffentlichkeitsbegriff hat sich gewandelt und zersplittert. Das ist ein Problem – aber es ist eines, welches nur kluger Journalismus helfen kann zu lösen. Ein Journalismus, der den Wandel versteht, die Entwicklungen antizipiert und die Synergien auslotet – gerade auch im Bezug auf die Themen, deren Behandlung eine journalistischen Souveränität benötigt.
Ein Journalismus, der derartig unverständig und schlicht auftritt wie der von Jochen Stahnke, der vergiftet (auch im Feuilleton) den guten Ruf, den die Journalisten gerne für sich in Anspruch nehmen – oft auch zu Recht, nur hier leider nicht.
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