Für mich ist es aktuell er erste Fall von Verletzung der Netzneutralität, von der ich persönlich betroffen bin: T-Mobile blockiert Skype in ihrem Mobilfunk- und WLAN-Netz.
Seit dem vor einigen Tagen Skype für das iPhone erschien wurde es 600.000 Mal im Apple App Store heruntergeladen. Und deutsche Nutzer sind offenbar diejenigen mit den meisten Downloads dieser Applikation. Sehr schnell hat T-Mobile daran erinnert, dass die Verwendung von VOIP-Applikationen in ihrem Netzwerk gegen den Vertrag verstößt – und droht Anwendern, die dies ignorieren den Vertrag zu kündigen. Darüber hinaus wurde angekündigt Skype im Mobilfunknetz zu blockieren (und bei Skype ist man „not amused“).
Das Besondere an diesem Fall ist nun, dass viele T-Mobile-Kunden mit einem iPhone auch eine Datenflatrate nutzen – und in diesem Fall jedoch Daten nicht gleich Daten sind. Obwohl andere Gründe von T-Mobile angeführt werden ist klar, dass T-Mobile hier schlicht und einfach Umsatzrückgänge bei den Gebühren für Telefonate im Mobilfunknetz fürchtet.
Hier zeigt sich, was passiert, wenn die Politik das Prinzip der Netzneutralität nicht gesetzlich verankert (wodurch entsprechende Klauseln in Verträgen unrechtmäßig würden): die im Prinzip zeitgemäße VOIP-Technik wird zu Gunsten einer alten aber lukrativeren Technik verbannt.
Die Gegner des „Net Neutrality“-Prinzips argumentieren oft damit, dass technische Innovationen unrentabel werden, wenn die Kosten nicht vom Service-Typ abhängig gemacht werden könnten. T-Mobile zeigt mit seinem Verhalten, dass sich vor allem das Gegenteil bewahrheiten wird: Wenn die Netzneutralität per Vertrag ausgeschlossen werden kann, so wird dies vor allem verwendet werden, um den Wettbewerb zu hemmen und Einnahmequellen vor ihm schützen.
Die mittel- bis langfristige Folge könnte sein, dass das Internet als Motor für technische Innovationen zum Erliegen kommt, weil sich Innovationen nur noch in Form von „geduldeten“ Services manifestieren können. Das Verhalten von T-Mobile ist somit aus der Sicht des Unternehmens nachvollziehbar – aber es gibt ein höher zu bewertendes gesellschaftliches und volkswirtschaftliches Interesse, welches durch Gesetze geschützt werden muss. Und wenn kein Provider VOIP-Dienste blockieren darf, dann gibt es auch keinen Wettbewerbsnachteil. Natürlich könnte es bedeuten, dass die Datenflatrates teurer werden müssten, aber dafür wird den völlig überteuerten Roaming-Preisen endlich ein Ende gesetzt.
Hier ist noch ein Video, welches das Problem mit der Netzneutralität noch einmal erklärt:
Update am 12. Mai 2009: Laut dieses Heise-Berichts ist damit zu Rechnen, dass die Anbieter T-Mobile und Vodafone Sondertarife anbieten werden für Kunden, die Skype oder andere VOIP-Clients verwenden wollen. Dieses Vorgehen ändert an der Verletzung der Netzneutralität allerdings nichts, denn auch mit einem Sondertarif werden trotz Flatrate Daten nach wie vor nach ihrem Zweck unterschieden. Das Ganze könnte ein Einstieg in den Ausstieg aus der Netzneutralität im Mobilfunkbereich sein.
[…] aus einem älteren Beitrag: Hier zeigt sich, was passiert, wenn die Politik das Prinzip der Netzneutralität nicht gesetzlich […]