Designhölle

Herrn Zetts Betrachtungen*:

Als er bemerkte, dass sich einer von uns auf einen Klappstuhl aus durchsichtigem rosa Kunststoff niedergelassen hatte, erging Z. sich in einer Tirade über die Designer.
»Seitdem die letzten Nachfolger des Bauhauses das Zeitliche gesegnet haben«, fing er an, »sind diese Leute damit beschäftigt, alle Gebrauchsgegenstände unbrauchbar zu machen. Was sie Kreativität nennen, ist eine Drohung. Zu ihren Triumphen gehören die Abschaffung des Wasserhahns, der Bau von windschiefen Regalen, die Erfindung von Lampen, die nicht wie Lampen aussehen und möglichst wenig Licht geben, und von Sitzgelegenheiten, die nicht nur wackeln, sondern, wie der berühmte Stuhl von Gerrit Rietveld, der menschlichen Anatomie Hohn sprechen. Der Mehrwert dieser Objekte besteht darin, dass sie mit dem Namen ihrer Urheber verziert sind.« […] Man müsse sich die Hölle als einen Ort vorstellen, der ganz und gar von Designern möbliert sei.

* aus: Herrn Zetts Betrachtungen (S. 58), Hans Magnus Enzensberger, Suhrkamp, Berlin 2013

Erstellt am 17. Oktober 2013 um 16:18 Uhr | Kategorie: fundsachen
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