Tipps für das mündliche Referat

Quelle: http://www.uni-frankfurt.de/fb09/klassphil/KlPhi/refera.htm

Ein mündliches Referat soll den übrigen Seminarteilnehmern die Ergebnisse der eigenen Arbeit vermitteln. Ein Referat halten Sie nicht für den Dozenten, sondern für Ihre Kommilitonen. Es trainiert also die Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte für andere verständlich darzustellen; da diese Fähigkeit von Ihnen im späteren Berufsleben immer gefordert sein wird, ist es eine wichtige Übung.

Die in der Diskussion von anderen Studenten und vom Dozenten vorgebrachten Kritikpunkte können helfen, auf Fehler und Lücken in der eigenen Argumentationsführung aufmerksam zu machen.

Wie also hält man ein gutes Referat? Bester Ausgangspunkt ist Ihre eigene Erfahrung: Denken Sie an die mehr oder minder gelungenen mündlichen Präsentationen, die Sie als Zuhörer schon über sich ergehen lassen mußten; denken Sie insbesondere an das, was Sie bei anderen zur Weißglut gebracht hat, und versuchen Sie, diese Fehler zu vermeiden.

Fehler

Hier sind einige Dinge, die man <ironie>auf jeden Fall</ironie> tun sollte:

  • Reden Sie doppelt so schnell wie alle anderen, dann können Sie mehr sagen! Möglichst viele Silben verschlucken hilft Zeit sparen. Und leise mit weinerlich-monotoner Stimme sprechen fördert die Aufmerksamkeit der Hörer.
  • Sie haben Wichtiges zu sagen – da wird man es mit der Zeit nicht so genau nehmen. Überziehen Sie hemmungslos; machen Sie den Zuhörern häufig mit Sätzen wie „Ich komme zum Schluß“ Mut, bevor Sie noch weitere 20 Minuten reden!
  • Zeigen Sie, wie gut Sie eingearbeitet sind, indem Sie die Zuhörer überfallartig mit Details konfrontieren. Wer nicht folgen kann, ist selbst schuld.
  • Nennen Sie möglichst viele Namen und Zahlen in möglichst kurzer Zeit, das schafft Eindruck und verhindert, daß die Zuhörer in der Diskussion frech werden!
  • Wünschenswert wäre, daß das gesamte Referat aus einem einzigen Satz besteht, aber wenn das nicht gelingt, kann man zumindest die Binnengliederung so gut wie möglich verwischen. Je mehr die Zuhörer in Ungewißheit sind, wo sie sich gerade befinden, um so mehr werden sie ihren Führer durch dieses Dunkel verehren – Sie!

Vorbereitung

Um diese Fehler zu vermeiden und es besser zu machen, sollte man zunächst bei der Vorbereitung des Referats sorgfältig vorgehen. Der folgende grobe Zeitplan kann Ihnen dabei helfen:

  • 3-4 Wochen vor dem Termin: Exzerpte aus der zu bearbeitenden Literatur erstellen. Dabei nicht vergessen, die Seitenzahlen der exzerpierten Literatur unbedingt mitzunotieren!
  • 1-2 Wochen vor dem Termin: Aus den Exzerpten eigene Gedanken und Thesen und eine Argumentationsstruktur erarbeiten. Damit noch einmal zur Vorbesprechung in die Sprechstunde des Dozenten gehen.
  • 3 Tage vor dem Referatstermin: Das vorzutragende Material auf die geforderte zeitliche Länge bringen. Verlassen Sie sich nicht auf Ihr Zeitgefühl, sondern tragen Sie Ihr Referat auf jeden Fall einmal zusammenhängend vor; wenn möglich, vor jemandem, von dem Sie dann Feedback bekommen. Sinnvoll ist auch, sich einmal vor einem Spiegel beim Sprechen selbst zu beobachten.

Vortrag

Dann ist der Tag X da, und Sie sollen vortragen. Daß man mit etwas Lampenfieber zu kämpfen hat, ist völlig normal, aber weder die Kommilitonen noch der Dozent sind im allgemeinen so grausam, wie man sich vorher ausmalt. Wer sich zutraut, frei oder halbfrei (also nach mehr oder weniger ausformulierten Stichworten) vorzutragen, sollte dies tun, aber das ist kein Muß: ein gut abgelesenes Referat ist wesentlich besser als ein frei zusammengestottertes. In jedem Fall sollten Sie versuchen, Ihre Zuhörer (und nicht nur den Dozenten) immer wieder anzuschauen und miteinzubeziehen. Folgende Hinweise können helfen, das Referat anschaulich und lebendig zu machen:

  1. Nennen Sie zunächst den Titel Ihres Referats; ordnen Sie seine Thematik in den Zusammenhang des Seminars und anderer Referate ein. Sehr wichtig: Machen Sie am Anfang den Aufbau des Referats deutlich, damit Ihre Zuhörer wissen, wo sie sich gerade befinden. Formulieren Sie Fragestellungen oder Arbeitshypothesen Ihres Referats.
  2. Gut gegliedert ist halb gewonnen: Überlegen Sie, in welcher Reihenfolge Sie Ihre Argumente bringen – was setzt anderes voraus, was folgt woraus? Machen Sie solche logischen Strukturen durch die Art der Überleitung deutlich (benutzen Sie also nicht „und dann“, sondern „daher“, „dennoch“, „zwar – aber“ usw.). Manche Referate erfordern, einzelne Fragen zu behandeln. Auch hier aber sollten Sie sich über Reihenfolge und Möglichkeiten der Verbindung Gedanken machen.
  3. Trennen Sie klar Wichtiges von weniger Wichtigem, also insbesondere Fragen und Thesen von lediglich als Beispiel zitierten Details. Die Zuhörer sollten immer deutlich vor Augen haben, in welchem Zusammenhang jede Einzelheit mit der formulierten Fragestellung steht und wo innerhalb der Referatsstruktur sich der Referent gerade befindet.
  4. Wichtigstes Ziel ist immer, daß die Zuhörer Ihnen folgen. Überlegen Sie sich schon frühzeitig, wie Sie das erreichen können: Ein Thesenblatt kann etwa wichtige Fragen und Argumente oder die argumentative Struktur Ihres Vortrags schlagwortartig zusammenfassen und Ihren Vortrag so entlasten. Wenn Sie Textpassagen interpretieren, kann es hilfreich sein, sie auf einem Handout den Zuhörern vor Augen zu stellen. Auch Bildmaterial (etwa in Form von Folien oder auch Tafelbildern) kann die Zuhörer interessiert halten. Hier gibt es keine Patentrezepte – überlegen Sie immer wieder, was Sie selbst als Zuhörer gut fänden!
  5. Nehmen Sie sich nicht zuviel vor! Versuchen Sie nicht, Ihnen wichtig erscheinende Themen um jeden Preis abzuarbeiten – weniger ist oft mehr! Behandeln Sie lieber vier Themen gründlich als sieben oberflächlich. Vielleicht können Sie ja im Referat schon Köder für die Diskussion legen und dann noch einmal auf Punkte zu sprechen kommen, die Sie weglassen mußten – es wirkt überzeugend, wenn man bei den Fragen den Eindruck erhält, der Referent habe nicht alles gesagt, was er weiß, sondern könne noch aus dem Vollen schöpfen.
  6. Wenn Sie im Laufe Ihres Referats Literatur wiedergeben, sollte das aus einer kritischen Perspektive geschehen. Machen Sie deutlich, daß Sie hier nicht Ihre eigene Meinung, sondern die eines anderen referieren, und bewerten Sie diese!
  7. Nichts ist peinlicher als die falsche Verwendung von Terminologie und fachliche Schnitzer. Wenn Sie Begriffe, Fakten und Autoren nicht wirklich sicher kennen, schlagen Sie noch einmal im Lexikon nach! Achten Sie bei antiken Namen und Wörtern besonders auf die richtige Aussprache – hier kann man sich leicht ganz unnötige Blößen geben, durch die auch eine gute Leistung in ihrer Wirkung beeinträchtigt wird.
  8. Am Ende des Referats sollte eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse stehen. Hier kann der Referent auch auf Fragen hinweisen, die in der anschließenden Diskussion interessant sein könnten.
  9. Die Diskussion ist Teil der Leistung – versuchen Sie also auch hier, Ihr Bestes zu geben und Fragen zu beantworten. Verstehen Sie jede Antwort als ein Minireferat, bei dem es wieder gilt, knapp und strukturiert zu sprechen. Und versuchen Sie auch als Zuhörer, dem Referenten durch Fragen und Diskussionsbeiträge zu verstehen zu geben, daß Sie seine Leistung ansprechend fanden. Nichts ist lähmender und unangenehmer als ausgedehntes Schweigen nach einem Referat – dann handelt es sich entweder um eine nobelpreiswürdige Leistung (selten), oder das Ganze war so unanschaulich, daß niemand etwas zu sagen weiß.